non volio und das Internet...

Vor vielen Jahren brachte der amerikanische Puppenspieler Jim Henson, bekannt für die Muppet-Show, eine Serie ins Fernsehen mit dem Titel "Die Fraggles". Dort lebten die netten freundlichen Fraggles in einer Höhle ihr nettes, unschuldiges, kleines Leben. Wenn sie mal nicht weiter wussten, zogen sie aus der Höhle durch den Garten einer schrecklichen Monsterfamilie zu Marjorie, der allwissenden Müllhalde. Sie war wirklich eine Müllhalde, und sie war wirklich allwissend, eine Art Enzyklopädie, weil ja schließlich alles auf sie geworfen wurde. Der Begriff "Allwissende Müllhalde" nun hat sich mittlerweile zum Synonym für das Netz entwickelt, wie eine kurze Suche bei z.B. www.alltheweb.com belegen wird. Erstaunlich dabei ist jedoch, dass die Trefferzahl rapide zurückgeht, wenn man "Henson" oder "Fraggles" mit sucht. Dann wird nämlich deutlich, dass außer ein paar Anfang-Dreißigjährigen niemand mehr an die Fraggles denkt, niemand sie mehr mit Jim Henson in Verbindung bringt und völlig geschichtsvergessen niemand mehr weiß, woher der Begriff "Allwissende Müllhalde" kommt. Erstaunlich auch, dass der Begriff im englischen Original keineswegs synonym mit dem Internet verwendet wird, wie eine Suche nach dem in der Serie verwendeten Begriff trash-heap ergeben wird.

Manchmal wird - und das ist bei allem Müllhalden so - aber auch noch gebrausfertiges Material ausgesondert und weggeworfen. Von diesem Umstand lebt das Internet. Und es ist dieser Umstand, der das Netz zu einem wirklich spannenden Platz macht.

Und wir tragen dazu bei.

Autoren des Hauses non volio haben sich bereits an anderer Stelle zum Thema Internet geäußert:
"Das [...] Problem der Arbeit mit dem Netz ist der nach wie vor unzuverlässige und einem ständigen Wandel unterworfene Materialbestand des Netzes. Ein Buch wird gedruckt und liegt vor. Vielleicht wird es nicht mehr nachgedruckt, aber es ist in Bibliotheken greifbar. Eine Webseite verschwindet in dem Moment für immer, wo sie auf dem Server gelöscht wird. Eine Webseite wird manchmal gepflegt und ihr Inhalt aktualisiert. Doch dann ist der alte Inhalt dahin. Für immer. Manchmal wird eine veraltete Webseite auch nicht gepflegt, es wird dann aber vergessen sie zu löschen. Ihr veralteter Inhalt hat dann auf lange Sicht Bestand.
Aber dies ist die Ausnahme, die Regel sind Seiten, die auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Dieses Phänomen häuft sich bei Seiten, die bei kommerziellen Anbietern liegen. Bei jenen müssen die Schöpfer der Seiten Geld dafür bezahlen, dass ihre Seiten im Netz sind. Wenn der Anbieter gewechselt wird, weil es woanders billiger oder besser ist, dann geht die alte Seite vom Netz und taucht – vielleicht! – woanders wieder auf, zum Teil verändert. Die Haltbarkeit also von Seiten, die bei geocities, bei tripod, bei fortunecity oder bei AOL liegen, oder von Seiten mit einer Tilde ~ in der Adresse ist als gering anzusetzen. Je länger die Adresse ist, umso unzuverlässiger wird auf Dauer ihr Bestand. Den Buchmarkt überschwemmende Linklisten mit derlei Adressen sind in ihrer Anlage naiv oder unseriös, da diese bei Auslieferung des Buches bereits veraltet oder verschwunden sein können."
Aus: Matthias Bode, Die Allwissende Müllhalde. Arbeitsblätter zur Nutzung des Internets im Geschichtsunterricht. RAAbits Geschichte Mai 2003

Auch unser Autor Alexander Pawlak hat sich dazu geäußert, an etwas prominenterer Stelle:
http://www.wissenschaft-online.de/spektrum/index.php?action=rubrik_detail&artikel_id=6054

Alexander Pawlak verweist in seinem Beitrag auf einige - hoffentlich stabile - Links. Dabei ist ein Artikel besonders zu nennen:
http://www-class.unl.edu//biochem/url/broken_links.html

Siehe auch diesen genervten, wenn auch nicht mehr taufrischen Artikel Warum ich das Internet hasse, den wir damals unter http://www.texthalde.de/hatenet.html gefunden hatten - wobei der Link nicht mehr funktioniert.

Wir hingegen empfehlen obendrein noch ein Buch, wie man das von unserem Hause kennt:

Dieter E. Zimmer: Die Bibliothek der Zukunft. Berlin 2001.

Zimmer schreibt eine durchaus kritische Sicht auf das Internet als Ganzes. Zimmer versucht Fragen zu stellen, die sich langfristig aus der Tatsache ergeben, dass Computer das Buch als Wissensspeicher ersetzen werden.

Mit besten Wünschen und Grüßen an die Netzgemeinde,

Ihre Non Volio-Betreuer


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