Das Posthorn
Eine Einführung in seine Benutzung
"Vor der Abfahrt jeder der Personenbeförderung dienenden Post muß der Postillion durch dreimaliges Blasen auf dem Posthorn den Reisenden das vorgeschriebene Zeichen zum Einsteigen geben. Auch muß er bei jeder Postbeförderung ohne Unterschied das für die Postengattung vorgeschriebene Ankunftssignal blasen, sobald er sich einer Postanstalt nähert. Gehören zu einer Post Beiwagen, so sind diese der Postanstalt am Endpunkt der Fahrt mit anzukündigen. Ebenso ist bei Extraposten, welche von dem Stationsorte, wohin sie der Postillion befördert, sogleich weitergehen, die Zahl der Pferde und, wenn bei Extraposten Posthaltereiwagen benutzt werden, auch die Zahl der Wagen mit anzugeben.
Ferner muß der Postillion in einiger Entfernung von den zur Personenaufnahme bestimmten unterwegs gelegenen Haltestellen, vor geschlossenen Toren, vor Wegegeldhebestellen oder Schlagbäumen, beim Einfahren in Hohl- oder enge Waldwege, zum Heranrufen von Fähren usw., überhaupt stets dann blasen, wenn es erforderlich oder nützlich ist, die Ankunft der Post bemerkbar zu machen.
In der Nähe einer Kirche darf während des Gottesdienstes nicht geblasen werden. Im Falle eintretender Gefahr wird als Hilferuf das 'Notsignal' geblasen.

Dem Postillion ist nicht gestattet, das Zeichen zum Ausweichen usw. statt mit dem Posthorn durch Knallen mit der Peitsche zu geben.

Bei allen diesen so wichtigen Dienstleistungen soll der Postillion bestrebt sein, die vorgeschriebenen Dienstsignale recht deutlich anzugeben, damit dieselben dem Publikum recht verständlich sind, vor allem auch dasselbe vor Unglücksfällen bewahren helfen. Von einem in seinem Beruf aufgehenden echten und rechten Postillion darf man erwarten, daß er die Fahrgäste nicht nur schnell und sicher befördert, sondern ihnen auch durch kunstvollen Vortrag lieblicher schlichter Stücklein auf dem Posthorn die Fahrt angenehm zu machen versteht. Gar mancher blinkende Preis bezeugte den Dank der erfreuten Hörer. Der beste Lohn jedoch bleibt die durch das Posthorn gehobene Berufsfreude des Postillions."

(Aus der Anleitung zum Blasen des Signal-Posthorns von 1905)