Theater VerStand

präsentiert


Antigone

nach Sophokles,

leicht gekürzt.





Regieanweisungen

Diese Kurzversion von Antigone, nach Sophokles, erlaubt zum einen eine vollständige Besetzung mit rund 15 Mitspielern, je nach dem, wie viele Menschen den Chor und die Wächter spielen. Zum anderen bietet sich auch die Möglichkeit einer Minimal-Besetzung mit zwei Schaupielern. Es sind abgesehen von den Leichen immer nur zwei Personen auf der Bühne. Wenn die Ermordung Antigones hinter der Bühne oder beim Rausgehen inszeniert wird, dann sind tatsächlich nur zwei Schauspieler sichtbar. Der Chor wäre dann nach Brecht mit einem Dia-Projektor, einer OHP-Folie oder einem Beamer zu ersetzen. Er müsste allerdings von einer Hilfskraft bedient werden.

Uraufführung im Herbst 2000 in der Klasse 6d der ALS Korbach. Eine Besetzungsliste liegt nicht mehr vor.

Zum Text
 
 
 
 



Dramatis Personæ:

Antigone, Tochter des Ödipus

 Ismene, ihre Schwester

 Kreon, König von Theben

 Eurydike, seine Frau

 Haimon, ihr Sohn

 Teiresias, ein blinder Seher

 Wächter

 Chor thebanischer Greise

 Die Leichen von Eteokles und Polyneikes
 
 

Antigone und Ismene kommen auf die leere Bühne, wo Eteokles und Polyneikes in ihrem Blute liegen. Der Chor steht hinten.

Antigone: König Kreon hat befohlen, den einen zu bestatten, und den anderen den Geiern zu überlassen.

Ismene: Das ist richtig so, denn Eteokles hat doch die Heimat verteidigt, Polyneikes hingegen hat seine Vaterstadt bedroht. [Antigone macht sich an der Leiche des Polyneikes zu schaffen] Du willst ihn begraben, Verwegene? Wir müssen einsehen, daß wir Frauen sind, und es ist uns nicht bestimmt, uns mit Männern zu messen. Ich füge mich der Obrigkeit, dem Befehl Kreons.

Antigone: Und ich begrab ihn doch, er ist mein Bruder, gestorben bei der gerechten Sache, uns zu befreien von Kreons Tyrannei. [Beide ab]

Chor: Wehe wehe, wenn ich auf das Ende sehe!

[Kreon allein auf die Bühne]

Kreon: Wen es gelüstete, sein eigen Volk zu morden, dem geb ich kein Grab [zeigt auf Polyneikes] und keine Totenehre. Wer aber einsteht für sein Volk, der wird von mir geehrt im Leben und im Tod! [Ab mit Eteokles; Antigone allein auf.]

Antigone: [Bepudert Polyneikes, Kreon auf, Antigone bemerkt Kreon nicht.]

Kreon: Hab ich Dich erwischt, was tust Du da?

Antigone: Polyneikes bestatten.

Kreon: Nein, der bleibt da.

Antigone: Nein, der kommt weg.

Kreon: Nein, der bleibt da.

Antigone: Nein, der kommt weg.

Kreon: Nein, der bleibt da.

Antigone: Nein, der kommt weg.

Kreon: Ach, weg mit ihr! [Kreon bringt Antigone um (und trägt sie hinaus).]

Teiresias: [hinkt hinein] Du versündigst Dich am Recht. Es ist nicht recht, was Du da tust.

Kreon: Ach, hinfort mit Dir, alter Mann. Das ist mir doch egal. [Teiresias ab; Kreon ab.]

Chor: Wehe wehe, wenn ich auf das Ende sehe!

Haimon: Meine geliebte Antigone! [Sieht die Leiche von Antigone und bringt sich um.]

Eurydike: Mein lieber Sohn! [Bringt sich um.]

Chor: Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch.