Pangalaktischer Donnergurgler und Oneirin


Über die Beziehung zwischen Drogengenuss und der Einwirkung von Edelmetallen auf das Gehirn im Werk von Douglas Adams und Thomas Pynchon

In so gut wie allen Inkarnationen von Per Anhalter durch die Galaxis (engl.: The Hitchhiker's Guide To The Galaxy) gehören die Eintragungen des gleichnamigen galaktischen Nachschlagewerks zweifellos zu den Highlights, die auch gerne von begeisterten Lesern zitiert werden. Im Hörspiel werden diese galakto-lexikalischen Perlen durch die unnachahmliche Stimme von Peter Jones veredelt, in der Fernsehserie faszinieren die grandiosen vermeintlichen Computergraphiken, und im Buch entfaltet sich die Formulier- und Fabulierkunst von Douglas Adams am vollendetsten. Ein berühmtes Beispiel findet sich im Eintrag über den "Pangalaktischen Donngergurgler" (engl.: "Pangalactic Gargle Blaster") , wo die Wirkung dieses unmäßig starken alkohol- und diverseanderesubstanzenhaltigen Getränks eindrucksvoll so beschrieben wird:

Da steht, die Wirkung eines Pangalaktischen Donnergurglers ist so, als werde einem mit einem riesigen Goldbarren, der in Zitronenscheiben gehüllt ist, das Gehirn aus dem Kopf gedroschen.
[Ada1985a, S. 25. Unterstreichung von mir, AP]
Vielen ist es sicherlich bei der Lektüre dieses Satzes in den Sinn gekommen, dass zwar die Wirkung des Goldbarrens auf den Konsumenten dieses verheerenden fiktiven Getränks einigermaßen nachvollziehbar ist, jedoch die Auswirkung der Zitronenscheiben, in die der Barren eingewickelt ist, rätselhaft bleibt. Es ist jedoch meines Erachtens noch nie ausreichend gewürdigt worden, dass Thomas Pynchon, der große Geheimniskrämer der modernen amerikanischen Literatur, bereits fünf Jahre (1)  vor Douglas Adams ein vergleichbares literarisches Bild im Zusammenhang mit dem Konsum einer (ebenfalls fiktiven) Droge benutzt hat:
Was dazwischentritt ist die Droge Oneirin, als Hydrochlorid. Das Gerät, aus dem sie tropft, ist die Kaffeemaschine in der Messe der John E. Badass. Der stets zu einem Streich aufgelegte Seaman Bodine - kein anderer - hat die Gründe dieser Nacht mit einer massiven Dosis von Laszlo Jamfs vielgerühmter Droge präpariert, die er sich auf seinem letzten Trip nach Berlin organisiert hatte.
Unter den Eigenschaften, die Oneirin auszeichnen, war die der Zeitmodulation eine der ersten, die in der Fachwelt Aufsehen erregte. «Man erlebt sie», schreibt Shetzline in seiner klassischen Studie, «auf eine völlig subjektive Weise ... äh ... tscha ... sagen wir mal so: Als triebe man sich Keile aus silbernem Schwamm mitten, ins, eigene, Gehirn! »
[ Pyn1981, S.608. Unterstreichung von mir, AP]
Wie unterscheidet sich nun aber die externe (Adams) von der internen Einwirkung (Pynchon) von Edelmetallen auf das Gehirn? Wieso wählt der Brite Adams das wesentlich kostbarerer Gold für seinen Vergleich, während sich der Amerikaner Pynchon mit dem popligeren (und dazu noch schwammigen) Silber begnügt? Das mögen hochinteressante Fragen sein, trotzdem ist nicht anzunehmen, dass diese marginale, wenn auch belustigende Parallele als Grundlage für einen fruchtbareren Vergleich der Werke von Douglas Adams und Thomas Pynchon dienen kann. Stattdessen betrachte ich es nun für ausreichend gewürdigt, dass Thomas Pynchon, der große Geheimniskrämer der modernen amerikanischen Literatur, bereits fünf Jahre vor Douglas Adams ein vergleichbares literarisches Bild im Zusammenhang mit dem Konsum einer (ebenfalls fiktiven) Droge benutzt hat.
 


Fußnote
(1) Thomas Pynchons Buch erschien 1973. Douglas Adams verwendete den oben zitierten Satz nicht erst in der Buchfassung, welche im Oktober 1979 erschien, sondern bereits in der ersten Folge der BBC-Hörspielfassung, welche am 8. März 1978 erstmals über den Äther ging.

Literatur

[Ada1985a] Adams, Douglas: Per Anhalter durch die Galaxis
Frankfurt/M. - Berlin: Ullstein (1985)
[engl.: The Hitch Hiker's Guide To The Galaxy, London: Pan (1979)]
[Pyn1981] Pynchon, Thomas: Die Enden der Parabel
Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg (1981)
[engl.: Gravity's Rainbow, New York: Viking Press (1973)]

© 2005 Alexander Pawlak und non volio