Timbuktu

Am Fluss Niger liegt die Stadt Timbuktu, eine Stadt, deren geografische Details keiner kennt und die auch niemanden so recht interessieren. Denn der Name hat einen besonderen Klang. Wie kaum eine andere Stadt steht Timbuktu für das Unbekannt-Exotische. Bei keiner anderen Stadt drängen sich sofort Bilder in unsere Köpfe, Bilder von Sand und Sahara, von Tuaregs, von gleißendem Sonnenschein, von Kamelen und Karawanen, von einem Bilderbuch-Nordafrika, das es außer in unseren Bilderbüchern wahrscheinlich nie gegeben hat. Timbuktu ist eine literarische Fiktion. Sie ist das Ziel und das Thema von Reiseberichten, die den oft jugendlichen Leser aus seinem engen Horizont herausführen. Timbuktu, das ist das andere, die Weite, und Timbuktu ist deshalb auch eine Sprachmetapher geworden: Timbuktu ist auch das Ende der Welt.

So lesen wir bei Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“: „Meine Hauptlektüre bestand damals in Reisebeschreibungen. Ein besonderes Entzücken gewährten mir die afrikanischen Entdeckungsreisen ins Kapland von Le Vaillant und besonders die von Mungo Park am Niger, nach Timbuktu hin, ein Buch, darin ich noch vor kurzem mit Vergnügen geblättert habe. Als Quartaner las ich viel über Ägypten, infolgedessen ich meiner Mutter auf ihre Frage 'was ich werden wollte' zuversichtlich erklärte, daß ich vorhätte, nach Kairo zu gehen und die Pyramiden zu erforschen.“ Fontane hat vom echten Timbuktu gelesen. Am Niger. In Westafrika, eine reale Stadt, besucht von zwar legendären, aber doch realen Reisenden wie Mungo Park. Doch es ist gerade diese Realität, die bald verloren gehen soll.

Denn nach Timbuktu verschlägt es auch einen gewissen Dr. Fergusson an Bord seines Ballons "Victoria". Dieser, Held in Jules Vernes Erstlingsroman "Fünf Wochen im Ballon" (1864), überfliegt Afrika von Ost nach West, von Sansibar bis zum Fluss Senegal in Westafrika. Diese augenscheinlich gerade Linie wird von Verne mit einem Zacken versehen, als er den Ballon mit Fergusson, seinem Diener Joe und Dick Kennedy an Bord ausgerechnet einen Schlenker nach Timbuktu fliegen läßt. "Gegen 2 Uhr kam dann die Königin der Wüste in Sicht, die geheimnisvolle Stadt, die wie Athen und Rom ihr Hochschulen und Lehrstühle für Philosophie besaß." ( Kap. 39). Doch von alter Größe war nichts übrig, die Stadt war dem Untergang preisgegeben, was die Helden traurig feststellen. Sie kehren dann um und Timbuktu wird ihre Erinnerung, ein abgehaktes Pflichtziel ihrer Reise, aber eines, dass ihren Schlenker nach Norden nicht rechtfertigt.

Für Gustav Freytag in seinem Werk „Soll und Haben“ ist es schon nicht mehr wichtig, wo genau Timbuktu eigentlich liegt: „Das Geschäft war ein Warengeschäft, wie sie jetzt immer seltener werden, jetzt, wo Eisenbahnen und Telegrafen See und Inland verbinden, wo jeder Kaufmann aus den Seestädten durch seine Agenten die Waren tief im Lande verkaufen läßt, fast bevor sie im Hafen angelangt sind, so selten, daß unsere Nachkommen diese Art des Handels kaum weniger fremdartig finden werden, wie wir den Marktverkehr zu Tombuktu oder in einem Kaffernkral.“[1] Timbuktu ist in Afrika, man ist sich der Schreibweise des Namens gar nicht so sicher, aber das ist auch gleichgültig. Wenn Arno Holz im „Buch der Zeit“ schreibt:  

Denn alle Wunder dieser Welt sind mein:
Der Chimborasso und der Drachenstein,
Timbuctu, die Ruinen von Palmyra
Und Memnons steingeformte Sonnenlyra.[2]

dann steht eine durchaus reale Stadt nur mehr als Platzalter für „exotischer fremdartiger Ort“. Mit der Verwendung dieser Metapher steht Holz nicht allein; auch Scheerbart weiß sie zu nutzen, mit deutlich rassistischem Beigeschmack:

„Die zehn Volksredner aus Europa standen ganz nackt in dem Äquatorsonnenschein und gratulierten sich händeschüttelnd - dem hagersten von den zehn Volksrednern war allerdings die neue Kultur noch lange nicht nackt genug; und sie beschlossen, in Europa hundert Millionen Rasiermesser anfertigen zu lassen - alle Haare sollten rasiert werden - sogar die Augenbrauen und die Wimpern. [...] Durch den kolossalen Schall entstanden viele Gewitter mit Blitz und Donner. Die Rasiermesser kamen langsam näher - auf reichbeflaggten Regierungsdampfern. In Timbuktu sollte den schwarzen Leuten das kunstgerechte gegenseitige Einseifen beigebracht werden.“[3] Diese Gleichsetzung von Timbuktu mit Barbarei wird auch in folgendem Ausschnitt von Gutzkow deutlich, wenn er Timbuktu als einen der Orte nennt, die von Missionaren besucht werden.

„Wo fände ein Jesuit nicht ein Feld seiner Thätigkeit! Schicken Sie ihn nach Ceylon, nach Tombuktu, er findet Menschen, Priester, Religionen, Staaten. Wo Andere lehren, Andere glauben, hat auch ein Jesuit zu thun.“[4] Neben dieser Sentenz, die auch die Jesuiten kritisiert, steht Heinrich Heines Frage nach dem Aufenthaltsort des Verstorbenen:
 

Wo ist er jetzt? Im Abendland oder im Morgenland? In China oder in England? In Hosen von Nanking oder von Manchester? In Vorderasien oder in Hinterpommern? Muß ich mein Buch nach Kyritz adressieren oder nach Tombuktu, poste restante? - Gleichviel, wo er auch sei, überall verfolgen ihn die heiter treuherzigsten und wehmütig tollsten Grüße seines ergebenen

Heinrich Heine,
Paris, den 23. August 1854“[5]

Mit Heine, Gutzkow, Scheerbart und Holz schreiben Vertreter der deutschen Literatur über eine Region, die immer weit außerhalb des deutschen Interesses lag. So ist es nur natürlich, dass sich die deutschen Autoren eher dem Phänomen des Fernen zuwenden als dem tatsächlichen Ort.

Doch wie steht es in diesem Zusammenhang mit einer kolonial-imperialen Literaturtradition wie der englischen? Der unvermeidliche Byron, durch den Hellespont geschwommen, Verehrer des griechischen Befreiungskampfes, auch er lässt Bemerkungen zu unserem afrikanischen Mythen-Ort fallen, wobei er sich selbst innerhalb eines Werkes der Orthographie nicht sicher zu sein scheint:

70

Though travelled, I have never had the luck to

Trace up those shuffling negroes, Nile or Niger,
To that impracticable place Timbuctoo,
Where Geography finds no one to oblige her
With such a chart as may be safely stuck to -
For Europe ploughs in Afric like »bos piger«;
But if I had been at Timbuctoo, there
No doubt I should be told that black is fair.[6]

132

This is the patent age of new inventions
For killing bodies, and for saving souls,
All propagated with the best intentions;
Sir Humphrey Davy's lantern, by which coals
Are safely mined for in the mode he mentions,
Tombuctoo travels, voyages to the Poles,
Are ways to benefit mankind, as true,
Perhaps, as shooting them at Waterloo.[7]


 

In Strophe 70 seines Verswerks „Don Juan“ stoßen wir wieder auf die geographische Lage der Stadt am Niger, doch eben auch hier lesen wir, dass eben die Geographie niemanden dort findet, ihr zu helfen. So bleibt die Stadt eben unbekannt. Ähnlich geographisch ist das Sprachbild, dass Byron in Strophe 132 verwendet, wenn er all die neuen Errungenschaften der neuen Zeit anführt: Neben Davys Grubenlampe und den Fahrten zu den Polen sind die Reisen nach Timbuktu als ähnlich nützlich für die Menschheit bezeichnet, wie sie in Waterloo niederzuschießen. Eine deutliche andere Richtung bietet jedoch Byrons Strophe 7, in der er London mit den Größen der Welt und der Weltgeschichte vergleicht:

To our theme: - The man who has stood on the Acropolis,
And looked down over Attica; or he
Who has sailed where picturesque Constantinople is,
Or seen Tombuctoo, or hath taken tea
In small-eyed China's crockery-ware metropolis,
Or sat amidst the bricks of Nineveh,
May not think much of London's first appearance -
But ask him what he thinks of it a year hence?[8]

London scheint dann doch gar nicht so schlecht zu sein, wenn man es mit den alte, großen Städten dieser Welt, Hauptstädten von Imperien vergleicht. Aber wer möchte ernsthaft Timbuktu mit Konstantinopel, Athen, Peking oder Ninive vergleichen? Das kann im Sinne des Gedichts nur dann tragen, wenn der Leser sich bereits ein mythisch überhöhtes Timbuktu vorstellt, ein Bild der Stadt hat, das nichts mit der – zugegeben kaum bekannten – Realität zu tun hat.

Es ist diese mythische Stadt in der Ferne, die auch bei dem in Polen geborenen Wahlbriten Joseph Conrad auftritt: „»I daresay he was furious, too,« Blunt continued dispassionately. »But he was extremely civil. He showed her all the 'treasures' in the room, ivories, enamels, miniatures, all sorts of monstrosities from Japan, from India, from Timbuctoo ... for all I know. ...”[9] Wie sollte so jemand in den Besitz von Schätzen aus Timbuktu kommen? Was gibt es dort eigentlich für Schätze? Und doch: Sie sind da. Neben jenen aus Indien und Japan. Ferne Länder. Exotik.

Thackeray flicht die Stadt in Westafrika in mehreren Werken als Gipfel weltferner Belanglosigkeit ein: “»That is the son of the old reprobate Sir Pitt, who is very likely drinking at the public-house at this very moment.« And once when he was speaking of the benighted condition of the King of Timbuctoo, and the number of his wives who were likewise in darkness, some gipsy miscreant from the crowd asked, »How many is there at Queen's Crawley, Young Squaretoes?« to the surprise of the platform and the ruin of Mr. Pitt's speech.”[10]
Mr. Pitts Rede mag ruiniert sein, aber hat er es nicht auch verdient, wenn er über den König von Timbuktu spricht? Selbst schuld, der gute Pitt, wenn er solch ein Thema wählt.

Aber andere machen es nicht besser: „And then we talked of the new ambassador from Timbuctoo, and how he was better than the old one; and how Lady Mary Billington was going to marry a clergyman quite below her in rank…”[11]
Und so weiter und so fort, ad nauseam. Timbuktu reißt keinen mehr vom Stuhl, ist belanglos, überflüssig, fern. Ohne Belang für die europäische Gegenwart, zumal es nicht ernsthaft einen Botschafter aus Timbuktu jemals gegeben hätte. Es ist ein Wortspiel geworden, mehr nicht.

Auch D.H. Lawrence spielt mit der Stadt in genau diesem Sinne: „And about everything I talked to her: but everything. We talked ourselves into Persepolis and Timbuctoo. We were the most literary-cultured couple in ten counties. I held forth with rapture to her, positively with rapture.”[12]Timbuktu neben Persepolis gestellt, die alte persische Königsstadt. Ein recht unpassendes Wortspiel. Mag man von Lady Chatterley und ihren Liebhabern halten, was man will: Sie können sich in eine Verzückung hineinreden, wenn sie über diese Städte plaudern. Immerhin spricht man über Timbuktu – oder wohl eher über Belanglosigkeiten, ganz fern liegend.

Und in eben diesem Sinne verwendet Thackeray den Begriff ein drittes Mal: „You know no more of that race which inhabits the basement floor than of the men and brethren of Timbuctoo, to whom some among us send missionaries. If you met some of your servants in the streets (I respectfully suppose for a moment that the reader is a person of high fashion and a great establishment), you would not know their faces.”[13]Die Diener des Bürgertums stehen diesem genauso fern wie die Afrikaner, die Menschen in Timbuktu? Das ist ein starkes Stück. Aber er hat recht. Afrika ist weit. Wie weit? Ähnlich weit wie die Klassenunterschiede im England des 18. Jahrhunderts: „Von hier bis nach Timbuktu...!“

Und die Amerikaner, beeinflusst von den Briten? Henry James war Amerikaner von Geburt, lebte und arbeitete aber Zeit seines Schriftstellerlebens in Europa. In seinem eher unbekannten Werk Roderick Hudson stellt James uns eine Frau vor, die über einen jungen Mann, der Christina den Hof macht, folgenden Wunsch ausspricht: ”I wish, then, you would take him away. You have plenty of money. Do me a favor. Take him to travel. Go to the East – go to Timbuctoo. Then, when Christina is Princess Casamassima," Mrs. Light added in a moment, "he may come back if he chooses.” Timbuktu liegt nicht im Osten, es liegt im Süden. Oder ist dies impliziert, als zweite Richtung, neben dem Osten? Falls ja, dann steht hier Timbuktu anstelle des Südens, als Metapher für den Süden. Der Weg nach Timbuktu also als Weg, den Jungen bis auf Weiteres loszuwerden, als temporäres Exil, beliebig austauschbar mit einem anderen fernen Ort – oder doch nicht?

An anderer Stelle, in James’ Ambassadors, wird dieser mythisch-ferne Ort erneut zum Nirgendwo: „But she threw off at last, with a sharp sad headshake, drying her eyes, what he could still do. »I don't care for that. Of course, as I've said, you're acting, in your wonderful way, for yourself; and what's for yourself is no more my business […] than if it were something in Timbuctoo.”[14]Timbuktu ist ganz klar – belanglos.

Noch deutlich beeinflußt von den europäischen Vorbildern, aber bereits auf der Suche nach der amerikanischen Form in der Literatur fand Edgar Allan Poe seinen Weg zwischen Gothic Novel und Science Fiction. In seinem The Man that Was Used Up lesen wir von der schönen neuen Welt, wie sich dem Zeitalter der Industrialisierung und der modernen Technik gegen Ende des 19. Jhdt. darbot:


 

»There is nothing at all like it,« he would say; »we are a wonderful people, and live in a wonderful age. Parachutes and railroads - man-traps and spring-guns! Our steam-boats are upon every sea, and the Nassau balloon packet is about to run regular trips (fare either way only twenty pounds sterling) between London and Timbuctoo. And who shall calculate the immense influence upon social life - upon arts - upon commerce - upon literature - which will be the immediate result of the great principles of electro-magnetics![15]


Warum soll ein Ballon-Post-Service zwischen London und ausgerechnet Timbuktu unterwegs sein? Warum nicht nach Dakar? Oder Bombay? Casablanca? Kairo? Suez? Delhi? Singapur? Nein, der Weg nach Timbuktu hat seinen Zweck. Timbuktu ist nämlich nicht der Ort, an dem die Post ankommt. Nein. Timbuktu ist der Ort, an dem sich die Mythen der westlichen Welt bündeln. Unter kleinen Kindern ist ab und an die Frage zu hören, wenn es denn einen Nord- und einen Südpol gebe, ob es denn dann auch einen West- und Ostpol gebe. Gibt es nicht, natürlich, aber Timbuktu ist ein Kandidat. Wie bestenfalls noch der Nord- und der Südpol, der Mount Everest oder Mekka und Jerusalem steht Timbuktu für ein Konzept. Unzugänglichkeit, Exotik. Ferne.

Unter den Amerikanern macht es schließlich R. W. Emerson ganz kurz: „These are Scriptures which the missionary might well carry over prairie, desert, and ocean, to Siberia, Japan, Timbuctoo.”[16]Beliebiger könnte es kaum sein, diese Aneinanderreihung ferner Orte – doch Walt Whitman übertrifft Emerson noch: In seinem Gedicht Salut au Monde! in seinem Gedichtwerk Leaves of Grass schreibt Whitman in Strophe 10:
 

I see vapors exhaling from unexplored countries, 
I see the savage types, the bow and arrow, the poison'd splint, the fetich, and the obi.
I see African and Asiatic towns,
I see Algiers, Tripoli, Derne, Mogadore, Timbuctoo, Monrovia,
I see the swarms of Pekin, Canton, Benares, Delhi, Calcutta, Tokio,
I see the Kruman in his hut, and the Dahoman and Ashantee-man in their huts,[17]

Timbuktu wird zwar als realer Ort gesehen, eingereiht in die Reihe anderer Städte, aber deren genaue Bestimmung, ihr Ort und ihre Geschichte treten zurück vor der Aufgabe der literarischen Verdeutlichung. Symbol vor Inhalt.

Und was wird mit dem Symbol, wenn es mit Inhalt gefüllt wird? Im Alter von 20 Jahren, als junger Student in Cambridge, hat Alfred Tennyson 1829 ein Gedicht mit Namen „Timbuctoo“ geschrieben, in dem er genau jene ferne Romantik des fernen Namens in den Mittelpunkt stellt.[18] Er sieht sich auf dem Felsen von Gibraltar sitzend, über die Wellen schauend. Er sinniert über Eldorado und das versunkene Atlantis im Westen. Doch dann:
 

…Then I raised
My voice and cried, »Wide Afric, doth thy Sun
Lighten, thy hills enfold a City as fair
As those which starr'd the night o' the elder World?
Or is the rumour of thy Timbuctoo
A dream as frail as those of ancient Time?«

Zu seiner Überraschung taucht ein Engel auf, der ihm eine überirdische Sehfähigkeit gibt. Plötzlich sieht er eine ungeheuer beeindruckende und schöne Stadt. Mit Gärten, Palmen, Domen, Minaretten, weißen Mauern, Säulen, Türmen. Mit Stadtmauern, goldenen Dächern, Pagoden und Obelisken aus Chrysolith. Als das Bild verschwindet, spricht der Engel:

…the time is well-nigh come
When I must render up this glorious home
To keen Discovery: soon yon brilliant towers
Shall darken with the waving of her wand;
Darken, and shrink and shiver into huts,
Black specks amid a waste of dreary sand,
Low-built, mud-wall'd, Barbarian settlements.
How chang'd from this fair City!«

Es gab also einmal das mythische Timbuktu, das große, das schöne, die stolze Hauptstadt der Wüste. Sie ist verschwunden in dem Moment der Entdeckung. Im Moment der Beobachtung verschwindet der Mythos und wird ersetzt durch eine staubige Realität aus armseliger Schlammhütten inmitten einer Wüste aus traurigem Sand. Eine geographische Variante von Heisenbergs Unschärferelation und – noch passender – Schrödingers Katze. Auch sie bleibt, solange sie unbeobachtet ist, in einem vagen, mythischen Zustand. Der Moment der Beobachtung lässt die Wahrscheinlichkeitswelle zusammenbrechen und die traurige Realität einer toten radioaktiven Katze blickt uns an.

Aber ich schweife ab. Denn wir stehen am Ende unserer kleinen Sicht der Dinge: Timbuktu ist weit weg, Die Zeugnisse, die durch die letzten 200 Jahre zusammengetragen und hier zusammen präsentiert wurden, zeigen dies ganz klar. Sie ließen sich weiter fortsetzen, insbesondere in der Jugend- und Abenteuerliteratur, doch ich möchte hier schließen.

Lassen Sie mich zusammenfassen: Timbuktu gehört für die Europäer zu einem der mythischen Orte der Welt. Timbuktu trägt in sich eine Symbolik, die kein anderer Ort Afrikas erreichen kann – Timbuktu steht für Afrika. Dunkel lockende Welt, wie das Tania Blixen formuliert hat. Und der Mythos Timbuktu hat seinen Anteil daran.

Links
Wir verweisen hier auf den Einzug Heinrich Barths in Timbuktu 1853 und die Heinrich Barth-Stiftung.


© Matthias Bode @ non volio, 2003





Fußnoten
[1] Freytag: Soll und Haben, S. 81. DigiBibBand 1: Deut.Lit., S. 40219 (vgl. Freytag-Soll, S. 56)
[2] Holz: Buch der Zeit, S. 3. DigiBibBand 1: Deut.Lit., S. 94183 (vgl. Holz-Zeit*, S. 10)
[3] Scheerbart: Immer mutig!, S. 266. DigiBibBand 1: Deut.Lit., S. 144703 (vgl. Scheerb.-Mutig, S. 142-143)
[4] Gutzkow: Die Ritter vom Geiste, S. 2129. DigiBibBand 1: Deut.Lit., S. 68655 (vgl. Gutzkow-Ritter, S. 1954)
[5] Heine: Lutetia, S. 41. DigiBibBand 1: Deut.Lit., S. 78648 (vgl. Heine-WuB Bd. 6, S. 257)
[6] Byron: Don Juan, Canto 12, S. 792. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 18115 (vgl. Byron-Don Juan vol. 4, S. 348)
[7] Byron: Don Juan, canto 1, S. 82. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 17405 (vgl. Byron-Don Juan vol. 3, S. 93)
[8] Byron: Don Juan, Canto 11, S. 714. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 18037 (vgl. Byron-Don Juan vol. 4, S. 271)
[9] Conrad: The Arrow of Gold. A Story between Two Notes, S. 38. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 26283 (vgl. Conrad-Works vol. 17, S. 27)
[10] Thackeray: Vanity Fair, or A Novel without a Hero, S. 623. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 153115 (vgl. Thackeray-Works vol. 1, S. 366)
[11] Thackeray: The History of Pendennis, S. 911. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 154736 (vgl. Thackeray-Works vol. 2, S. 539)
[12] Lawrence: Lady Chatterley's Lover Third Version, S. 348. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 93185 (vgl. Lawrence-Chatterley 3, S. 209)
[13] Thackeray: The Newcomes. Memoirs of a most respectable Family, S. 289. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 155655 (vgl. Thackeray-Works vol. 3, S. 170)
[14] James: The Ambassadors, S. 667. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 85925 (vgl. James-Ambassadors, S. 323)
[15] Poe: The Man that Was Used Up, S. 7. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 113098 (vgl. Poe-Tales, S. 407)
[16] Emerson: Society and Solitude, S. 181. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 61985 (vgl. Emerson-Works, S. 429)
[17] Whitman: Leaves of Grass Final Edition of 1891/92, S. 297. DigiBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 165460 (vgl. Whitman-Poetry, S. 104)
[18] Tennyson, Timbuctoo, DigBibBand 59: Engl.Am.Lit., S. 152381 (vgl. Tennyson-Poems, S. 700)


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