Space - Macbeth

Oder:

Kann man Shakespeares "Macbeth" als SF-Film drehen?

 

 1. Vorbemerkungen
 2. Abriß der Handlung
 3. Filmische Realisation
 English Summary

1. Vorbemerkungen

Shakespeares Werk habe, so die moderne Literaturkritik, einen zeitlosen Charakter. Diese Feststellung impliziert die Möglichkeit, die Stoffe so zu modernisieren, daß sie dem modernen Zuschauer in dem Maße ansprechen, wie sie es in Shakespeares Zeit taten. Das moderne Weltbild und das Weltbild Shakespeares unterscheiden sich sehr stark. Dinge, die eine elisabethanischer Zuschauer für selbstverständlich hielt, erzeugen heute nur noch Schmunzeln. Die Handlungen verschiedener Stücke könnten dennoch in einen modernen Kontext übertragen werden, ohne an Substanz oder Kraft zu verlieren.

Trotz dieser Überlegung sind wahrhaft "moderne" Shakespeare-Adaptionen selten. Mel Gibsons "Hamlet" oder Kenneth Branaghs "Henry IV" oder "Much Ado About Nothing" sind neuere, aber keineswegs modernisierte Verfilmungen. Hierzu sind zu zählen z.B. "Romeo und Julia", die Version von "Richard III" mit Ian McKellen, die in einem imanginierten England der 1930er spielt, Peter Greenaways "Prospero's Books" und "The Forbidden Planet" aus dem Jahre 1963, einem SF-Film ebenfalls auf Basis von "The Tempest". Hinzuzufügen ist noch "Die Gefangene von Troilus", eine STAR TREK - Folge, die auf "The Taming of the Shrew" basiert.

Der Plot von "Macbeth" bietet durchaus die Möglichkeit einer Modernisierung. Im folgenden möchte ich auf die Möglichkeiten und Probleme einer SF - Version eingehen. Die Öde, Leere und Trostlosigkeit der windgepeitschten schottischen Hochmoore kann durchaus durch die Öde, Leere und Trostlosigkeit einer verlassenen Planetenoberfläche oder die Weite und Kälte des Weltraumes ersetzt werden. Probleme tauchen, abgesehen von verschiedenen kleinen Randproblemen, an drei ganz entscheidenden Punkten auf: die Hexen, die Nachfolge Duncans und der Geist Banquos. Doch bevor ich diese näher bespreche, möchte ich kurz eine kleine Klassifizierung des SF- Genres vornehmen, damit die Problemstellung klarer wird.

Das Science Fiction - Genre kann in verschiedene Gattungen unterteilt werden, je nachdem, was der Autor erlaubt, was letzlich also möglich sein darf. Bei der ersten Gruppe besteht eine kaum mehr wahrnehmbare Trennlinie zur Fantasy. Das mögliche Personal erinnert darin stark an "The Lord of the Rings". Drachen, Hexen, Könige, schöne Prinzessinnen, Zwerge, Seher, Magier, gute wie böse, bevölkern nicht mehr Burgen, sondern Raumstationen und reiten nicht auf Pferden, sondern in schnellen Raumkreuzern. Verwünschungen ausstoßend und Menschen verzaubernd ähneln sie stark ihren Vorbildern aus Grimms Märchen, Parsival, Tolkien, König Artus oder ähnlichem. Plastische Beispiele dieser Art sind unzählige (unsägliche) Folgen aus der alten STAR TREK-Serie oder die STAR WARS - Trilogie. Neben dieser Gattung, die dem Übersinnlichen offen gegenübersteht, kann man eine Gattung abgrenzen, die das Übersinnlich-Fantastische ablehnt. Diese Gruppe könnte man in Anlehnung an Doris Lessing "Space Fiction" nennen. Beispiele hierfür sind 2001, STAR TREK - THE NEXT GENERATION oder die ALIEN - Filme. Hier geht es allein um Menschen, die sich mit den Problemen eine feindlichen Umwelt, der Technik und möglicherweise außerirdischen Lebensformen auseinandersetzen müssen. Eine dritte Gruppe sind Filme, die eine erheblich nähere Zukunft darstellen als die anderen beiden Gruppen. Diese sind vom Charakter her näher am Zuschauer und brauchen auch nicht notwendigerweise den Weltraum, da die Erde in einigen Jahrzehnten Schlachtfeld genug sein kann. Hier wären vor allem zu nennen "Bladerunner" oder etwa "Mad Max".

Eine Umarbeitung von "Macbeth" in einen SF - Fantasy - Film der ersten Kategorie stellt keine Schwierigkeiten dar, da sowohl Hexen, Könige, Geister und neblige Grotten erlaubte und beliebte Versatzstücke sind, mit denen Stoffe dieser Art zusammengebastelt werden. Auch eine Umarbeitung in einen apokalyptischen Endzeitfilm à la MAD MAX ist relativ leicht zu bewerkstelligen, da auch hier ja letztlich allein die Requisiten ausgewechselt werden müßten.

Eine erheblich größere Herausforderung stellt ein SPACE-"Macbeth" dar. Hier sind dann dramaturgische Lösungen zu finden für die oben genannten drei Probleme: die Hexen, Duncans Nachfolge und Banquos Geist. Es dürfte außer Frage zu stehen, den SPACE-"Macbeth" wieder in einer Krieger-Kaste anzusiedeln. Hier kann es sich nach Lage der Dinge allein um eine Art Raumflotte handeln, um jegliche Anlehnung an Ritter wie die Jedi zu vermeiden.

Das Problem der Hexen kann nur gelöst werden, wenn eine grundsätzliche Interpretationsfrage in "Macbeth" geklärt wurde: Die Figur des Macbeth kann mit zwei anderen Archetypen verglichen werden, nämlich "Faust" und dem "Fürst" von Machiavelli. Macbeth könnte ein Machiavellist sein, der mit den Methoden des "Fürst" seinen Weg nach oben nimmt. Dann sind die Hexen nur ein Anlaß, der seine Handlungen nur auslöst, aber nicht begründet. Es erscheint mir dann kaum möglich, die drei Hexen in persona in den neuen Plot hinüberzunehmen. Drei seltsame Frauen können kaum in dieser militärischen Umwelt gerechtfertigt werden. Im Übrigen sind drei Frauen am Kochtopf bestenfalls ein Lacherfolg, erzeugen aber kaum das Schaudern, daß die Hexen vor 400 Jahren auf der Bühne erzeugten. Wovor hat der moderne Mensch Angst, was versteht er nicht, wem oder was gesteht er gleichzeitig fast Allmacht zu? Der Ersatz für die Hexen kann allein, und das haben Stanley Kubrick und Arthur Clarke bereits 1968 erkannt, in amoklaufenden Computern und Kommunikationsanlagen liegen. Der HAL 9000 in 2001 erzeugt das Gefühl, ohnmächtig einer unverständlichen, aber gleichzeitig fehlerhaften höheren Instanz untergeordnet zu sein. Die Informationen, die Macbeth im Stück von den Hexen erhält, muß er im SPACE-"Macbeth" von einer offensichtlich nicht richtig funktionierenden Computeranlage erhalten. Diese Entscheidung für einen Computer wirft allerdings die Frage auf, ob dieser entweder, wie HAL, mit Intelligenz begabt und wahnsinnig ist, oder ob er einfach nicht richtig funktioniert. Ich habe mich nach einigen Grübeln für die zweite Option entschieden.

Wenn Macbeth aber ähnlich wie "Faust" seine Seele den Hexen verkauft, also Verrat an den Menschen begeht, dann brauchen wir diese Figuren im neuen Plot. Wenn Macbeth der handelnde Agent der Hexen in dieser Welt ist, der in ihrem Auftrag und unter ihrer Führung arbeitet, dann brauchen wir Verführer, in deren Auftrag auch der SPACE-"Macbeth" handelt. Macbeth könnte zu den Romulanern oder sonst irgend einer feindlichen Macht übergelaufen sein. Die Treffen mit den Hexen würden dann Treffen mit den Romulanern sein, die dem Verräter neue Instruktionen und nebulöse Informationen geben. Diese Version scheint mir bei Shakespeare nicht deutlich genug angelegt. Ich habe mich deshalb gegen die Verräter-Variante entschieden. Vielleicht sollte aber doch eine hinreichende Unklarheit darüber bestehen bleiben, ob diese fehlerhaften Meldungen nicht vielleicht doch von den Romulanern kommen, die einen Keil in die Phalanx der Föderation treiben wollen.

Die zweite Frage nach der Nachfolge Duncans ist erneut allein auf das Gebiet der "Space-Fiction" beschränkt. Wenn er nicht König ist, so bliebe in einer militärischen Umgebung allein der Posten des Oberkommandierenden der Flotte vergleichbar mit der Rolle Duncans im Stück. Wenn die Welt, was wir alle hoffen, das jetzige Niveau von Demokratie und der Freiheit des Einzelnen eher ausbaut als aufgibt, dann wird der Posten eines Star Fleet - Admirals weder vererbt noch dem siegreichen Diadochen nach dem Tode des alten Kommandeurs zuerkannt. Qualifizierte hohe Offiziere werden dann wohl, wie in jeder Hierarchie, irgendwann zum Kommandeur befördert. Dies bedeutet, daß die Rollen von Duncans Söhnen neu aufgebaut werden müssen. Deren Kampf gegen Macbeth im Stück ist dreifach begründet. Erstens aus Rache für den Vatermord, zweitens für die Legalität gegen den Usurpator und drittens, was im Stück nur beiläufig erwähnt wird, aus Gründen der Humanität, gegen einen verbrecherischen Tyrannen, der sein Volk quält. Der Vatermord als zentrales Motiv müßte ausfallen und ersetzt werden durch die Legalität, durch die Bestrafung eines Mörders und Usurpators. Macbeth könnte, als dienstältester Offizier der Flotte, in einer putschartigen ad hoc - Aktion das Flottenkommando an sich reißen, daß ihm dann gewaltsam wieder entrissen werden muß, nachdem die Mordserie offensichtlich wurde.

Da wir uns bislang für realistische, eher technische Lösungen entschieden haben, bleibt die Darstellung von Banquos Geist eine nicht einfache Frage. Der Geist, der zweimal auftaucht, ohne von anderen als Macbeth gesehen zu werden, sollte bereits im Stück nicht als "echter Geist", sondern als Halluzination Macbeth's angesehen werden. Diese müßte dann deutlich als solche kenntlich gemacht werden, etwa im Rahmen einer Traumsequenz. Keinesfalls darf der Eindruck entstehen, das Tote hier auferstehen.

Diese Sichtweise, genau wie die Behandlung der Hexen, nimmt dem Stück seine mythisch-religiöse Dimension. Da zwangsläufig auch die unnatürlichen Beobactungen in der Nacht der Ermordung wegfallen oder zumindest erheblich gestrafft werden müssen, wird aus dem SPACE-"Macbeth" allein eine Tragödie um einen ehrgeizigen Mann, der den Bogen überspannt und zu weit geht. Macbeth wird zu einem Machiavellisten an Bord eines Raumschiffes, der am Ende immer noch nicht einsieht, daß der Zweck die Mittel nicht heiligt. Er geht alles mit sich reißend unter.

Im Anschluß möchte ich einen kurzen Abriß des Handlungsablaufs des SPACE-"Macbeth" geben. Es dürfte bereits aus dem oben genannten Vergleichen klar sein, daß es sich hier um einen Film und nicht um ein Theaterstück handelt.
 
 

2. Abriß der Handlung

Die Inverness wird befehligt von Captain Macbeth. Sie ist, zusammen mit der Erebus, befehligt von seinem Freund und Kameraden Captain Banquo, auf dem Rückweg von einem Gefecht mit den Romulanern am Rande der Neutralen Zone. Dabei war die Cawdor, ein anderes Föderationsschiff der Galaxyklasse, zu den Romulanern übergelaufen. Dies allerdings hatten Macbeth und Banquo nicht mitbekommen, da das Gefecht Teile der Kommunikationseinrichtungen der beiden Schiffe beschädigt hatte. Ihr Ziel ist jetzt Nova Scotia, eine Flottenbasis und Heimathafen der Inverness.

Die Handlung beginnt auf der Brücke des Schiffes des Flottenkommandanaten Admiral Duncan. [Hexenszene I. 1 fällt aus oder wird ersetzt durch eine Einführung in die Lage von einem romulanischen Schiff]. Uns und den Anwesenden wird von einem Schwerverletzten die Nachricht überbracht, wie wacker sich Macbeth und sein Schiff im Kampf geschlagen haben. Rosse berichtet kurz darauf, daß die Schlacht gewonnen sei, die Romulaner um Frieden bitten und der Kommandant der Cawdor die Seiten haben wechseln wollen.

Banquo und Macbeth sind unterdessen gemeinsam auf der Brücke der Inverness, als sie die Nachricht erhalten, daß sie in Nova Scotia erwartet werden. Admiral Duncan wird zu ihnen stoßen, um mit ihnen die Lage zu besprechen und das weitere Vorgehen gegen die Klingonen zu planen.

Unterwegs jedoch emfangen sie weitere Botschaften, die - obwohl offensichtlich verstümmelt und von unklarer Herkunft - die weitere Zukunft von Macbeth und Banquo in einem anderen Licht erscheinen lassen. Sie reimen sich aus Textfetzen zusammen, daß Macbeth offensichtlich das Kommando über den Cawdor-Verband erhalten soll. Dies wie auch die Ankündigung, Macbeth solle Admiral und Oberkommandierender der Flotte werden, erscheint beiden zunächst unglaubwürdig. Sie wissen noch nichts über die versuchte Fahnenflucht der Cawdor. Desweiteren erfreut sich Admiral Duncan bester Gesundheit und wird sich bald mit den beiden treffen. Das widersprüchlichste allerdings an den Botschaften ist, das Captain Banquo seinerseits zwar nicht Admiral werden soll, aber dafür Sorge tragen wird, daß ein anderer Admiral wird.

Eine zur Abwechslung vollständig eintreffende Nachricht allerdings ändert die Lage: Admiral Duncan teilt zweifelsfrei mit, daß Macbeth das Kommando über den Cawdor-Verband erhalten wird, nachdem die Cawdor selbst im Kampf mit Föderationsschiffen zerstört wurde. Gleichzeitig wird Captain Banquo mit der Erebus zum Schiff von Admiral Duncan beordert, um ihn dort zu übernehmen, da dessen Schiff in anderer Mission unterwegs ist und sich keinen Aufenthalt in Nova Scotia erlauben kann. Macbeth ist also in der Lage, erheblich vor Banquo und Duncan in Nova Scotia einzutreffen. [Szene I.4 muß wohl in ein Funkgespräch umgewandelt werden, da es schwer einzurichten ist, daß Duncan und Macbeth sich sehen, bevor Macbeth nach Nova Scotia vorrauseilt.] Bereits vor seiner Landung erhält seine junge, attraktive Frau von ihm eine Botschaft, die sie über die Lage der Dinge unterrichtet. Ihr, selber eine ehrgeizige Wissenschaftlerin, wird schnell klar, daß ihr Mann sehr wohl darüber nachdenkt, den ihm verheißenen Dingen nachzuhelfen und in eigener Initiative Admiral und Kommandeur der Flotte zu werden. Sie fürchtet indessen nichts mehr als seinen Rest von Anstand und Würde, seine wie sie meint weichliche Art, die so gar nicht in diese Welt hier draußen nahe der Final Frontier passen will. [I.5]

Macbeth selbst landet in Nova Scotia und er und seine Frau beginnen mit den Vorbereitungen, um den hohen Besuch privat bei ihnen zu empfangen. Nova Scotia ist eine Basis mit angegliedertem Industrie- und Versorgungskomplex, die auf einem Planeten gebaut worden ist. Dieser Planet umkreist eine kleine unbedeutende Sonne ohne weitere erdähnliche Planeten. Nova Scotia ist ein Außenposten der Föderationsflotte, der neben dem Rohstoffbetrieb auch noch ein Observatorium beherbergt. Die Station ähnelt Biosphäre II, doch ist die Planetenoberfläche eher dunkel. Die Luft ist schlecht, aber der Luftdruck ermöglicht Außenarbeiten ohne Raumanzug. Allein Frischluftversorgung muß mitgeführt werden. Die Station umfaßt natürlich auch Erholungseinrichtungen und Docks zur Reparatur. Sie ist dem für diesen Bereich zuständigen Inverness-Verband zugeordnet und untersteht deshalb dem Kommando von Macbeth.

Als nun die Erebus mit Banquo und Admiral Duncan sich Nova Scotia nähert, betrachten beide fast schon mit Wehmut diesen doch etwas trostlosen Planeten. Es erscheint bemerkenswert, welche Wirkung eine felsige Oberfläche, und sei sie auch noch so öde, auf den Menschen haben kann, nachdem dieser über Monate hinweg nur die Kälte und Schwärze des Alls um sich herum zu ertragen hatte. So öde, karg und leer der Planet auch wirkt, so trostlos er auch sein mag, es ist für Menschen immer eine Art Heimkehr, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Dies gilt bemerkenswerterweise auch für jene Menschen, die in Stationen im All oder auf den Schiffen geboren wurden und erst nach Jahren einen Planeten betreten. Der Anflug bietet den beiden die Gelegenheit, für ein paar Minuten die Unwirtlichkeit des Alls und des Planeten zu vergessen und sich an einem Sonnenaufgang aus der Umlaufbahn zu erfreuen. Lady Macbeth begrüßt sie an der Luftschleuse und geleitet sie ins Innere der Station [I.6].

In einem Wandelgang am Rande der Station, der den Blick hinaus in die Tiefe des Alls und über die mittlerweile dunkle Nacht des wüstenähnlichen Planeten freigibt, sinniert Macbeth über das Leben, das Universum und den ganzen Rest, während im Innern eine kleine Siegesfeier stattfindet. Lady Macbeth kommt hinaus und redet ihm in sein männliches Gewissen und stachelt seinen kämpferischen Ehrgeiz an. Letztenendes gehen beide hinein [I.7]. In einem ähnlichen Gang geht auch Banquo nach dem Essen noch umher, schwere Gedanken wälzend. Er trifft auf Macbeth, der auf dem Wege ist, Duncan in desssen Zimmer umzubringen. Macbeth sinniert weiter und bekommt vor Aufregung Halluzinationen (Is this a dagger.. ?) Im folgenden Gespräch mit seiner Frau im Gang bestärken beide einander in ihren Tun. Unterdessen klopft (hupt/piept..) es, da in der Luftschleuse jemand darauf wartet, hereingelassen zu werden [II.1]. Einer vom Betriebspersonal der Station, der nicht mehr ganz nüchtern ist, macht sich lauthals Gedanken über die gottverlassene Müllhalde von Planeten, auf dem diese Station gebaut wurde und darüber, daß dies vielleicht der Vorhof der Hölle ist. MacDuff und Lenox kommen herein, um Admiral Duncan zu wecken, von dem sie aber feststellen müssen, daß er erdolcht (eigentlich effektvoller als Strahlenwaffen) wurde. Der ausgelöste Alarm treibt fast alle in den Zentralbereich der Station, wo dann diskutiert wird, was weiter zu geschehen habe. Malcom und Donalbain, die beiden persönlichen Adjutanten Duncans beschließen, aus Sicherheitsgründen zum Schiff zurückzukehren und zu fliehen [II.2].

Rosse und ein Mann aus der Betriebsmannschaft des Industriekomplexes unterhalten sich draußen in der Wüste vor der Station (oder in einem Park unter Glas vor dem Hintergrund der Wüste draußen) über die merkwürdigen Dinge, die z. Zt. passieren [II.3]. Macbeth unterdessen hat nach dem Tode Duncans das Flottenkommando an sich gerissen. Um einen potentiellen Mitwisser auszuschalten, bestellt er Mörder für Banquo [III.1]. Seiner Frau erzählt er das nicht, sondern beide sprechen einander wieder Mut zu für die Zeit die da kommt [III.2]. Banquo wird ermordet (wo? In der Station, draußen in der Wüste oder bereits im Weltall?) [III.3]. Das große Festessen gerät dann zur Katastrophe, als ein halluzinierender Macbeth den Geist Banquos auftauchen sieht und er daraufhin einen Schwächeanfall erleidet und das Essen abgebrochen wird [III.4; III.5 fällt aus oder wird ersetzt durch ein Gespräch auf einer romulanischen Brücke]. Währenddessen mehren sich Stimmen, die Macbeth einen Usurpator nennen, der unter dem Vorwand, Gefahr sei im Verzuge, das Kommando an sich gerissen habe und es nun, auch ohne Gefahr, nicht wieder abgibt und so schlicht und einfach gegen die Föderation meutere. So sehen dies jedenfalls nachgeordnete Offiziere der Flotte wie etwa Lenox [III.6].

Macbeth selbst sieht sich genötigt, angesichts seiner zunehmenden Unsicherheit Rat zu suchen. Er tut dies bei einem Computer, der aber nicht richtig funktioniert und widersprüchliche und rätselhafte Botschaften ausgibt, die ihm eine trügerische Sicherheit versprechen. Macbeth erfährt von der Flucht MacDuffs. Er beschließt, Frau und Kind von MacDuff ermorden und dessen Schiff zerstören zulassen [IV.1]. Der Versuch von Rosse, Frau und Kind zu warnen, schlägt fehl und er muß am Bildschirm der Videoübertragung mit ansehen, wie die beiden getötet werden [IV.2]. Malcom und MacDuff und der später hinzutretende Rosse debattieren über die Möglichkeit, mit den Resten der Flotte, soweit sie nicht unter dem Befehl von Macbeth steht oder nach der Schlacht mit den Klingonen nicht mehr einsatzbereit ist, Nova Scotia anzugreifen, den offen meuternden Macbeth abzusetzen und gefangenzunehmen [IV.3].

Auf Nova Scotia kann Lady Macbeth indessen die Gewalt und den Druck nicht länger ertragen. Sie flieht in den Wahnsinn, was ein Arzt und eine Mitarbeiterin mitansehen [V.1]. Unterdessen beginnt der Aufmarsch der Kontingente gegen Macbeth [V.2]. In Nova Scotia beginnen die Vorbereitungen für den Endkampf. Macbeth glaubt sich unbesiegbar und versucht, verzweifelte Untergebene zu überzeugen oder einzuschüchtern [V.3]. Die Flotte beginnt mit den eigentlichen Angriffsvorbereitungen, die deutlich machen, daß Macbeth sich in falscher Sicherheit wähnt (Birnam Wood - getarnte Schiffe?) [V.4]. Dies merkt auch Macbeth in Nova Scotia, als der erste Teil der Versprechen sich als falsch herausstellt. Er reagiert hysterisch [V.5]. Der Angriff der Föderationstruppen beginnt [V.6]. Nova Scotia, die Station, muß in einem blutigen Häuserkampf erkämpft werden. Beide Seiten kämpfen mit ungewohnter Heftigkeit. Es gibt Tote auch unter den Anführern beider Seiten. Macbeth stellt sich Malcom, der ihn schließlich besiegt. Auch die zweite Versicherung des Computers hatte sich als falsch und doppeldeutig herausgestellt.

In den rauchenden Trümmern der Station ist den Siegern nicht nach Feiern zumute, müssen sie doch feststellen, daß ein strategisch wichtiger Teil der Grenze zu den Romulanern schwer beschädigt wurde. Die Klingonen, die aus der Umlaufbahn das ganze mitangesehen hatten, drehen zufrieden ab. Waren es etwa die Klingonen gewesen, die die fehlerhaften Meldungen am Beginn abgesetzt hatten? Waren sie die ganze Zeit dabei? War Macbeth ein klingonischer Agent? Wir werden es nie erfahren.

[Diese Geschichte wirkt nur zu einer bestimmten Zeit innerhalb der Star-Trek-Chronologie. Eigentlich noch effektvoller wäre eine Umsetzung zur Zeit des Dominion-Krieges. Aber letztendlich ist das zweitrangig.]

3. Filmische Realisation

Der Planet darf nicht zu trübe (vgl. den Planet aus "Alien") aussehen, da der Kommentar von Duncan und Banquo zur schönen Lage der Station nach wie vor glaubhaft klingen muß. Die philosophische Erwägung, daß jeder Felsbrocken nach Monaten im All Heimatgefühle weckt, darf nicht durch eine völlig trostlose Wüste der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

Ein sehr interessantes Problem ist das der Namen. Sollen wir alle Namen im Stück bewahren oder sollen wir sie alle ändern? Soll der Kreuzer Inverness oder Cawdor heißen? Soll Macbeth Macbeth und Duncan Duncan heißen? Dies würde bedeuten, auch dem letzten einzuhämmern, was gespielt wird. Wäre es nicht sinnvoller, beispielsweise allein die Station von Macbeth Nova Scotia zu nennen, alles andere aber den Zuschauern zu überlassen? Dieser könnte sich dann eigene Gedanken über die Dinge machen und würde nicht - sollte er/sie das Stück kennen - krampfhaft nach Fehlern in der Adaption suchen.

So könnte dann die Rolle des Duncan von Patrick Stewart als mittlerweile zum Admiral beförderter Jean-Luc Picard gespielt werden, dem jeder Zuschauer die Rolle des Guten abnimmt. Macbeth müßte mit einem jungen Draufgänger besetzt werden, die Lady Macbeth als junge, energische, attraktive Frau dargestellt werden. In diesem Falle könnten Teile der zweiten Reihe (Malcom, MacDuff, Rosse etc ..) mit Personal aus Star Trek - TNG (Riker, Data, Worf, Sisko, Bashir etc..) besetzt werden. Der fehlerhafte Computer könnte Ähnlichkeit mit HAL besitzen; dies darf jedoch nicht zu weit getrieben werden.

Wenn die Hexen durch einen Computer ersetzt werden, sollte es dennoch möglich sein, die Meuterei von Macbeth mit einem möglichen Versuch in Verbindung zu bringen, selbst zu den Feinden überzulaufen. Dies sollte dann jedoch nur angedeutet werden und nie explizit festgestellt werden.

Da in Shakespeares Stück nur Lady Macbeth, Lady MacDuff und die Kammerfrau weibliche Rollen sind, erscheint es mir dringend geboten, einen Teil der Lords in Frauenrollen umzuwandeln.

Paramount, wir warten.



 

English Summary

Is it possible to make a science-fiction movie based on Shakespeare's "Macbeth"? There is no problem to do a movie like STAR WARS, as witches, curses and the like do appear in Shakespeare as well as in science-fiction like STAR WARS. Some sort of Space Fiction, however, where the supernatural does not appear, raises more questions. This essay explores the possibilities of doing "Macbeth" in a STAR TREK environment. We conclude that it is still possible to establish a believable plot for "Macbeth": The Macbeth's temptation by the whitches has to be replaced either by a hostile species (Romulans, Dominion), or by a malfunctioning communications device like HAL 9000. Macbeth then stages a coup d'etat in his region of space. He finally loses in a battle, where the "good guys" use a cloaking device.
 
 

© Matthias Bode und non volio 2003