Die Geschichte der Briefkunst | |
zusammengestellt und kommentiert von Alexander Pawlak |
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1. The Beatles - Please,
Mister Postman (Holland)
2:35
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Es zeugt ebenso von juveniler Ungeduld wie
pubertärer Unreife, wenn man den schwer arbeitenden Briefträger
derart gängelt, wie es die Beatles vormachen. Der Postbote ist ja
wohl kaum verantwortlich dafür, dass heiß ersehnte Briefe amourösen
Inhalts nicht geschrieben oder abgesendet wurden, es sei denn man unterstellt
ihm böswillig die Unterschlagung von Postgut. Mailman, bring me
no more Blues! (Roberts/Katz/Clayton)
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2. Simon
and Garfunkel - Why don't you write me (Simon)
2:45
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Hier verzehrt sich jemand anscheinend so
sehr nach einer brieflichen Mitteilung, dass selbst eine läppische
Postkarte als Lebenszeichen vom geliebten Wesen akzeptiert wird, ungeachtet
der Tatsache, dass auf einer solch offenen Kommunikationsform wie der Postkarte
eher mit Banalitäten als mit intimeren Bekenntnissen zu rechnen ist.
Dass dieses Lied von einer erloschenen Liebe kündet und nicht von
lodernder Leidenschaft, darauf lässt die Tatsache schließen,
dass der Galan die Kosten eines Fluges zur Geliebten scheut. Da er sowieso
eine ablehnende Antwort erwartet, scheint der zu Schau getragene Geiz jedoch
nicht völlig unangebracht.
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3. Joe Cocker
- The Letter (live) (Thompson)
4:28
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Joe Cocker hat die Dringlichkeit einer brieflichen
Mitteilung offenbar verstanden. Ich komme, das singt der unverwüstliche
Shouter der Woodstock-Generation mit jeder Zeile dieses Liedes: Ich komme,
so schnell ich kann. Selbst der Schnellzug ist zu langsam, es muss schon
das Flugzeug sein. Und warum? 'cause my baby wrote me a letter!
Gibt es sowas auch noch in den kurzlebigen Zeiten von E-Mail und SMS?
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4. Georg Kreisler - Der Liebesbrief
(Kreisler)
2:45
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Allzuoft steht es nicht gut um die Liebesdinge.
Beziehungen zerbrechen, sie zu kitten erfordert oft das letztlich Unaussprechliche,
das weiß auch Georg Kreisler. Das, was er zu Papier bringen möchte,
gemahnt nicht an tintige Ergüsse sondern eher an eine ungehörig
feuchte Aussprache.
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5. Police - Message in a bottle
(Sting)
4:49
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Selten wurden die Themen Flaschenpost und
Postwurfsendung so sehnsuchtsvoll und formvollendet miteinander verschmolzen
wie in diesem Stück, komponiert vom charismatischen Frontmann der
Powerpop-Combo Police. Was als Briefsendung aufs Geratewohl den
unzuverlässigen Meereswogen anvertraut wurde, entpuppt sich als der
universelle Ruf nach Liebe, der von allen verstanden wird und doch so selten
ankommt. Sind wir nicht alle, ganz tief in uns drinnen, ich meine, sehnt
sich nicht jeder von uns? Nein? Na, dann eben nicht.
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6. United Jazz & Rock
Ensemble: Postcard to F. W. Amber (Kriegel)
10:08
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Von Zeichner zu Zeichner: Wenn Volker Kriegel
einen musikalischen Kartengruß an F. W. Amber a.k.a. F. W. Bernstein
a.k.a. Fritz Weigle richtet, dann bedarf es nur des leichten Strichs, des
gepflegten Akkords und nicht der kratzenden Feder.
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7. Loriot
- Liebesbriefe (v. Bülow)
11:38
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Was in diesen zeitlosen Meisterwerken zeitgenössischer
Briefkunst vom unvergleichlichen Meister Vico v. Bülow zwischen den
Zeilen zu lesen ist, das lässt die haltlosen Bemühungen von Briefstellern
minderer Qualität in einem höchst ungünstigen Licht erscheinen.
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8. Wolfgang
Amadeus Mozart - Posthornserenade 1. Satz
8:13
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Von einem in seinem Beruf aufgehenden echten und rechten Postillion darf man erwarten, daß er die Fahrgäste nicht nur schnell und sicher befördert, sondern ihnen auch durch kunstvollen Vortrag auf dem Posthorn die Fahrt angenehm zu machen versteht. Gar mancher blinkende Preis bezeugt den Dank der erfreuten Hörer. Der beste Lohn jedoch bleibt die durch das Posthorn gehobene Berufsfreude des Postillions. |