Was sich hier ziemlich albern
anhört, ist es auch. Während das Manuskript das Aussehen der
Verschwinde-Maschine offengelassen haben mag, muss eine Fernsehserie
dieses Produkt einer überbordenden Phantasie auch zeigen. Es
erweist sich als klappriges kleines Auto, dessen Windschutzscheibe
ersetzt wurde durch ein Brett, damit man nicht sieht, wohin es geht. Dr
Snuggles und seine Freunde fliegen dann in den Weltraum, finden
Einzelteile vom Teeservice von Madam Etepetete und wissen so, dass sie
auf dem richtigen Weg sind. Am Ende landen sie auf einem Planeten, auf
dem die Vögel sprechen können und viel größer sind
als die Menschen. Erstaunt und verunsichert finden unsere Helden
schließlich das Haus eines Gelehrten, wo sich herausstellt, dass
alle drei Frauen von der Erde in kleinen Käfigen gehalten werden.
Mühsam und langsam erklären Dr Snuggles und seine Freunde dem
großen Vogel-Gelehrten, dass Menschen es nicht mögen, in
Käfigen gehalten zu werden. Nachgerade erschüttert erkennt
dies der Gelehrte und gibt die drei Frauen frei. Alle fliegen heim und
sind glücklich. Als Wilhelma Weinessig ihren Kanarienvogel wieder
in den Käfig sperren will, muss der Gelehrte offensichtlich
nochmal vorbeikommen, um ihr doch noch mal Manieren beizubringen.
Zur Interpretation und Einordnung.
Soweit die Geschichte. Man fragt sich, ob man es eher albern, kindisch
oder banal nennen möchte. Wahrscheinlich ist es alles drei auf
einmal. Oder einfach märchenhaft. Ja, das wird es sein. Und wird
zwar den anderen Dr Snuggles-Folgen gerecht, fällt aber hinter die
Die
Wasserdiebe aus dem Weltraum deutlich zurück. Wir könnten
hier schließen mit der Feststellung,
dass Douglas Adams und John Lloyd jung waren und das Geld brauchten.
Aber es soll hier auch um die Einordnung des vorliegenden Materials in
das Gesamtwerk von Douglas Adams gehen. Und dort werden wir an einer
gänzlich unerwarteten Stelle fündig.
Am 14. März 1994 spricht Douglas Adams auf einer
Literaturveranstaltung in
Göttingen und liest dabei Passagen aus seinen Büchen vor. Das
Ereignis ist einer damals mal bei
Zweitausendeins
verkauften CD für die Nachwelt festgehalten. Douglas Adams sagte
damals (ins Deutsche übersetzt von Christop Reisner) kurz nachdem
er die Geschichte vom Jangtse-Flussdelphin aus
Last
Chance to See vorgelesen hat:
Aber wenn man versucht, sich in
die Wahrnehmung dieses Delphins hinein zuversetzen, der sich, wie
gesagt, durch Töne orientiert und sich nun in Fischernetzen
verheddert, mit Booten zusammenstößt, in Schiffsschrauben
gerät, und das alles auch noch in total verschmutztem Wasser -
dann denkt man sich: "Für dieses Tier muß das Leben die
Hölle sein." Aber es verlangt einen gewaltigen Sprung in der
Wahrnehmung, im Vorstellungsvermögen, um das zu erkennen. Und
normalerweise machen wir diesen Sprung nicht, weil wir die Welt so
sehen, wie wir sie sehen, mit unserem eigenen Wahrnehmungssystem. Und
dabei sind wir uns nicht bewußt, daß es sich eben nur um
ein Wahrnehmungssystem unter vielen handelt - wir denken, daß nur
das, was wir wahrnehmen, ein vollständiges Bild von der Welt
liefert, und das ist eben nicht der Fall. Jedes Tier nimmt die Welt
anders wahr, und je nachdem, was für ein Tier man ist, und in
welcher Welt man lebt, stellt sie sich vollständig anders dar.
Bevor ich das gemacht habe, hatte ich kein großes
Interesse an Tieren. [...] Erst durch meine Madagaskar-Reise sind mir
diese ganzen Zusammenhänge schlagartig klargeworden. Aber dann
erkannte ich, daß ich das alles irgendwie auch schon vorher
wahrgenommen hatte, wenn auch vielleicht, ohne mir dessen
vollständig bewußt gewesen zu sein.
Er liest dann die Milliways-Passage aus "The Restaurant at the End of
the Universe" vor.
Hier also liegt die Perle, der Schatz, der zu heben war, bevor eine
solche Geschichte wie diese
Dr
Snuggles-Folge überhaupt Sinn ergeben kann. Es geht um den
Perspektivenwechsel. Der ist in der
Dr
Snuggles-Folge krude und grob, aber in kindlich - oder kindisch?
- vereinfachter Form vollzogen. Man sieht hier den Anfänger, den
Neuling am Werk, aber bereits in der Zeit nach der Radio-Serie. Das
menschliche Tun wird gegen den Strich gebürstet und in eine andere
Relation gestellt. Sei es, dass die Erde gesprengt wird, nachdem Arthur
Dents Haus abgerissen worden war, sei es, dass die Kuh im Restaurant
sagt, welche Teile ihrer Hüfte besonders lecker sind, sei es, wie
in
Last
Chance to See, dass sich der Adams Gedanken darüber macht, wie
die Welt für dieses Tier sein muss: Adams wechselt die
Perspektive. Und das tut er auch in dieser
Dr Snuggles-Folge.
Nebenbei entführt Adams den guten Doktor in dieser Folge wieder,
wie in
Die
Wasserdiebe aus dem Weltraum, auf einen fernen Planeten, erneut
geht es um das Verhältnis von Mensch und Mitwelt, ein der andern
Folge um die Wasserverschmutzung, in dieser um die Behandlung der
Haustiere.
Wir finden also in dieser Folge wie auch schon in der anderen Folge die
Grundthemen des Werkes von Douglas Adams vorhanden, roh, ungeschliffen,
in der (vermutlich spaßigen) Zusammenarbeit mit John Lloyd,
vermutlich überarbeitet von Jeffrey O'Kelley, aber trotzdem
deutlich erkennbar: Die Relativierung des Menschen, der
überdrehte Perspektivenwechsel und das Verhältnis von Mensch
und Tier, von Mensch und Umwelt.